In U-Bahnen wirkt alles trotz vielseitiger Beleuchtung dunkel, möglicherweise, weil das Licht künstlich ist. Sonnenlicht soll gesünder sein, aber es brennt auf meiner Haut wie Säure. Es zeigt mir, dass alles vergänglich ist, und wie die Sonne eines Tages verglühen wird, werde auch ich bloß zu Asche werden. Die flackernden Lampen im Untergrund dieser Stadt geben mir zumindest den Glanz einer Illusion, dass es niemals vorbei sein muss und das der Tod nur ein historisches Konzept ist, das wie die Dunkelheit vom Fortschritt überwunden werden kann.
Mein Leben spielt sich in U-Bahn-Stationen, -tunneln und -schächten ab. Selbstverständlich existiere ich auch außerhalb dieser Peripherie, aber jeder Ausflug an die Oberfläche erscheint mir als schmerzhafte Unterbrechung meines Lebens.
An der Oberfläche wünsche ich mir das Gegenteil des Lebens und unterdrücke bloß den unterbewussten, sich seit zwei Jahrzehnten manifestierenden Wunsch meine Existenz zu beenden.
Darauf lässt sich ebenfalls zurückführen, dass, wenn ich an den Schienen der S-Bahn stehe, stets l’Appelle du Vide verspüre – den Ruf der Leere – an den Bahnsteigen der zahllosen U-Bahnsteige hingegen niemals. Es ist eine seltsame Erfahrung und jemandem, der nicht selbst genau weiß, wie sich dieser Ruf ausdrückt nur schwer zu erklären: Man steht dort, zwischen den Sitzgelegenheiten, an denen Einheimische, sofern es diese wirklich gibt, Zugezogene und Touristen wie konkurrierende Kometen aufeinanderprallen und der schon seit vielen Jahren ergrauten und verdreckten Linie aus kaltem, weißen Stein, die den sicheren Bereich begrenzt, den man im Falle eines anfahrenden Zuges nicht verlassen soll und wartet auf seine Bahn. Und während man sich die Beine in den Bauch steht, weil jene S-Bahn, die man benötigt wegen der Neuen Deutschen Pünktlichkeit erst mit einiger Zeit Verspätung in den Bahnhof einfahren wird, verstummen plötzlich die Stimmen hunderter Individuen, verstummen die unzähligen, leisen und lauten Geräusche der Alltäglichkeit, die eine Stadt wie Berlin ihren Bewohnern zu bieten hat, verstummen die eigenen Gedanken, die eigenen Geräusche, der Herzschlag, das Ein- und Ausatmen, das kaum merkliche Geräusch sich schließender und sich wieder öffnender Augenlider.
Man nimmt das Einfahren des Fahrzeugs gerade noch wahr, bis auch das Geräusch der Bremsen im Nichts verschwindet und hört, den Blick über die Grenze der Sicherheit auf die stählernen, gefühllosen Schienen gerichtet, nur noch den stummen Schrei, der einen in die Leere ziehen will, der darauf ausgelegt ist jetzt, genau jetzt, bevor der Zug zu langsam wird, einen, dann zwei und schließlich einen dritten, letzten, ins Nichts fallenden Schritt zu tun.
Es dauert einen ganzen Moment, bevor ich das Bewusstsein wiedererlange und zurück in die Realität finde. Die Stimmen der Menschen um mich herum werden lauter, die Geräusche kehren zurück und fügen sich allmählich wieder in die mir bekannte Kulisse ein und ich stelle fest, dass ich direkt vor der Tür stehe, die sich bereits vor einigen Sekunden geöffnet hat.
Ich stehe im Weg, aber die Menschen, die hinaus strömen, nehmen mich hin, als sei ich eine feste Installation, ein Laternenmast oder ein Schild, dass es in Kauf zu nehmen gälte, wolle man eben gerade durch diese Tür nach draußen und es ist jedes Mal dasselbe, nur selten beschwert sich ein Mann, der jedes Mal derselbe, oder zumindest derselbe Typ Mann zu sein scheint: Jeansjacke, Herthaschal und Biergeruch, selbst stehen geblieben in einer Zeit, in der Aufregung und testosteron gefüllte Beleidigungen noch eine Wirksamkeit auf diese Stadt gehabt zu haben scheinen.
Bis zu drei Mal in der Woche bin ich gezwungen die S-Bahn, oder sogar den Regionalzug zu nehmen, um dann sogleich die Stadt ganz zu verlassen, da mein Abschluss nicht reichte, um mit der U-Bahn ohne umzusteigen in die Universität zu gelangen; alle weiteren Ausflüge in die S-Bahn sind optional, aber wenn dann meistens zumindest in der Nacht, was die ganze Angelegenheit wenigstens eine Spur erträglicher macht.
Ich fahre tagsüber nach Potsdam und rühme mich damit, in einem preußischen Schloss zu studieren, an dem Kurfürsten, Könige, Kaiser und Voltaire verweilt haben, aber in Wahrheit bedeutet mir das genau so wenig, wie alles andere in meinem Leben.
Aber meistens verlasse ich meine Wohnung sowieso nicht, weil ich keinen Sinn mehr im Leben sehe, glaube ich, dann verbringe ich stattdessen stundenlang in der Badewanne und wünsche mir auch dort zu sterben, wie Moliere oder darin umgebracht zu werden, wie politisch Aussätziger in einer Diktatur, oder besser in einer Demokratie, die gerade zur Diktatur wird und ich habe nicht rechtzeitig begriffen, dass es schon Zeit wäre zu fliehen und plötzlich steht die Gestapo in meinem Badezimmer, nachdem sie die beiden Türen eingetreten haben und schießt mit ihren Maschinenpistolen solange auf mich, bis das dampfend heiße Wasser blutrot gefärbt ist und das ganze Szenario ist in Deutschland ja grade auch nicht vollkommen unvorstellbar, aber eigentlich ist das ja bloß Wunschdenken, im Tod irgendeine Bedeutung zu finden, weil ich mir ehrlich gesagt ziemlich unwichtig in dieser Welt vorkomme.
Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum ich so oft ans Sterben, besser: an einen Suizid, einen Freitod denke.
Ich weiß, man soll nicht vom Freitod reden, denn das ist euphemistisch und gibt Anderen, die wirklich schlecht dran sind, nur falsche Gedanken und ich weiß ja nicht einmal, ob ich wirklich depressiv bin oder einfach nur gelangweilt vom Leben.
Eigentlich weiß ich ja nicht mal, was das bedeutet “gelangweilt vom Leben” zu sein, denn ich habe noch nie wirklich gelebt oder etwas erlebt, wie soll ich da wirklich wissen, was das Gegenteil davon ist? Ich bin mir auch nicht sicher, ob Moliere wirklich in seiner Wanne starb, oder in seinem Bett, jedenfalls nicht wirklich als eingebildeter Kranker auf der Bühne, das habe ich mal gelesen, aber wie ich so drüber nachdenke, könnte ich das sein, ein “eingebildeter Kranker”.
Aber das ist ein schöner Gedanke, finde ich, in der Badewanne zu sterben, einfach loszulassen und den Kopf unter Wasser sinken zu lassen, aufhören sich zu Wehren und so ein Ende zu finden, jedenfalls sehr viel schöner als der Gedanke nochmal vierzig bis sechzig Jahre das alles durchzuhalten und dann im Bett zu liegen, alt, gebrochen und vor sich hin sabbernd, wenn überhaupt, denn ich rauche ja auch so viel, und man weiß ja auch nie, wann es passiert, wenn man von einem Bus oder einem Lastwagen oder wasauchimmer angefahren wird.
Werther hatte Glück.
Liebeskummer erscheint mir immerhin als ein vernünftiger Grund, sich umzubringen, zumindest sehr viel vernünftiger, als gar nicht zu wissen, warum man sich umbringen möchte, oder nicht zu wissen, warum es einem überhaupt so schlecht geht, wie es mir geht, aber auf der anderen Seite ist es egal, weil ich Werther sowieso nicht gelesen habe, nicht einmal in der Schule so getan und zudem mag ich Goethe auch gar nicht, dabei habe ich eigentlich kein einziges Werk von Goethe wirklich gelesen, ich tue immer bloß so, dass ich Faust gelesen hätte, damit andere Menschen mich interessant finden und ich glaube niemand hat wirklich irgendwas von ihm gelesen, außer vielleicht so langweilige Germanisten, die niemand wirklich leiden kann.
Ich kann das einfach nicht leiden, weil ich diese blöden Romantiker nicht leiden kann und weil Weimar so eine langweilige Stadt ist, in der einfach nichts weltbewegendes passiert sein kann, es wird nur immer so getan und überhaupt lese ich sowieso nur Kracht, immer wieder nur Kracht, weil er der einzige deutschsprachige Autor ist, der etwas unterhaltsames und intelligentes schreibt und der ist zum Glück auch kein Deutscher.
Aber selbst sein Protagonist hatte einen besseren Grund sich umzubringen, dieser identitätssuchende, neureiche Bastard aus “Faserland”, wobei der das wahrscheinlich selber auch nicht wusste, das sind nämlich nur die Leerstellen, die Kracht gelassen hat, worüber man sich im literarischen Quartett streitet.
Aber ich weiß das nicht, weil ich kein Ich-Erzähler bin, der Leerstellen hat, mir ist ja alles bekannt, und wo alles bekannt ist, kann nichts gewusst werden, weil niemand mehr darüber nachdenken muss und so bleiben meine Fragen einfach unbeantwortet.
Und dann sitze ich da, vier Mal in der Woche in meiner Badewanne und rauche unentwegt und versuche die Gründe herauszufinden, warum es mir so schlecht geht und warum ich dieses Leben beenden soll und mir fällt nichts ein, aber Selbstmord als Selbstzweck ist selbst mir zu billig und auf der anderen Seite, habe ich gar nicht die Eier, mir wirklich etwas anzutun, denn die Angst vor dem Danach ist bei mir noch größer als das Leid des alltäglichen Lebens.
Als Kind wurde ich als Christ erzogen und eine Zeit lang glaubte ich den ganzen Hokuspokus mit dem lieben Gott und dem Himmel und ich betete jeden Abend für Gesundheit und Heiterkeit und das half mir auch kein bisschen weiter, also verstieß ich diesen klerikalen Mist aus meinem Leben, aber hatte plötzlich nichts mehr im wahrsten Sinne des Wortes – als Materialist bleibt mir keine Vorstellung mehr von einem Leben danach, von einer schönen neuen Welt, in die mein Geist aufsteigt, wenn mein Körper nicht mehr will und das stürzte mich erst so richtig in die Krise, denn der Gedanke, dass am Ende Nichts mehr kommt, dass alles, was ich einmal war im Bruchteil einer Sekunde aufhört zu existieren übersteigt mein Fassungsvermögen und jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke weiß ich nicht einmal so recht, was genau mit mir passiert, aber auf jeden Fall geht es mir schlecht und ich kann nicht schlafen.
Und wie ich dann so aus der Badewanne steige und mich jedes Mal darüber wundere, dass man eigentlich ganz schön trocken ist, wenn man aus der Wanne steigt, also nicht so wirklich trocken, aber halt auch nicht wirklich nass und wie seltsam absurd das ist, entschließe ich mich, nackt vor meiner Kleiderstange stehend und mich zwischen den Beinen anfassend, für ein feines Hemd und mache mich schick, kämme mir die Haare, kleide mich rundum schick, um anschließend U-Bahn zu fahren.
Oftmals denke ich mir, wenn ich nur fröhlich genug vor mich hin pfeife und mir einrede alles sei gar nicht so schlimm, würde mein Leben schon viel besser sein.
Meistens hält diese Einstellung sogar einen halben Tag, dann schaffe ich es um Acht Uhr aufzustehen, so wie ich es mir eigentlich jeden Tag vornehme, gehe ohne jedes Murren unter die Dusche und die Krämpfe, die ich sonst bekomme, wenn ich dusche sind nur halb so schlimm.
Ich nehme mir frische Unterwäsche, die nach Lavendel riecht und suche mir vor meiner Kleiderstange ein sauberes, besonders feines Hemd mit einem für meine Verhältnisse extravagantem Muster, meinen favorisierten Kaschmirpullover und ein Jackett.
Ich kleide mich ein, als sei ich ein wertvoller und produktiver Mitbürger, ein Teil der Gesellschaft und als ginge es an diesem Tag um etwas, weil ich zur Arbeit müsste.
Ich wäre ein Journalist und führe in die Redaktion, um mit hochgekrempelten Ärmeln, unentwegt rauchend einen kritischen Artikel über den Zustand der Bonner Republik schreiben würde, nur in freudiger Erwartung, dass Strauß sich wegen mir erneut einen Skandal leisten würde, aber wie so oft spielt meine Vorstellung in der falschen Zeit.
Diese Republik ist längst wieder in Berlin, und einmal, als ich ein unbezahltes Praktikum in einer Redaktion machte musste ich feststellen, dass sich niemand dort mehr interessiert, wie man angezogen ist.
Der Chefredakteur, ein bleicher Mann, der auf sein Gehalt verzichtete, weil niemand mehr Printmedien kauft und der Verlag am Hungertuch nagt, trug täglich denselben versifften Pullover.
Meine Aufgabe war das Kochen von widerwärtigem Filterkaffee und das Setzen von Todesanzeigen, in denen Angehörige und Freund*innen der Verstorbenen ihre Anteilnahme heuchelten, das entfernte mich noch weiter von meiner Vorstellung von Glücklich sein.
Ich gehe immer davon aus, dass, wenn ich mir nur mein Leben durchstrukturieren würde bis ins letzte Detail, es mir besser gehen würde, so wie ich es in der Verhaltenstherapie von einem nach Cannabis riechenden Jung-Psychologen gesagt bekommen habe, aber um ehrlich zu sein, hat es das noch schlimmer gemacht, denn obwohl ich wie eine Maschine funktioniert habe und keine Zeit mehr gefunden habe, über meine eigentlichen Probleme nachzudenken, war genau das ein neues Problem: ich funktionierte wie eine Maschine und ich hatte keine Zeit meine richtigen, tiefsitzenden Probleme überhaupt einmal anzugehen.
Ich hab diesem Hippie von Therapeut versucht die Meinung zu sagen, aber er hat es nicht verstanden.
Er kannte das Leben nur aus Büchern und paranoiden Vorstellungen eines im Studium auf Gras hängen gebliebenen Egozentrikers, der er war, also sagte ich ihm, dass ich nicht mehr kommen würde.
Mein Hausarzt fragte einige Zeit später, ob ich denn nicht noch eine andere Therapieform ausprobieren wolle, aber ich sagte ihm, dass sei doch nur eine weitere Zeitverschwendung und ich hätte meinen Entschluss, nicht mehr Leben zu wollen, jetzt gefasst.
Am Abend habe ich mich doch nicht getraut, die Schlaftabletten alle zu nehmen.
Ich glaube, da hatte ich einen Punkt erreicht, wo mir einfach alles egal geworden ist und ich einfach alles ertragen muss, bis ich irgendwann nicht mehr aufwache.
Vielleicht ist das auch einfach die Lösung für alles, sich gleichgültig geben, weil man ja doch nichts ändern kann.
Diese Erkenntnis hat auch meine politischen Ambitionen deutlich geschmälert, wenn nicht sogar erstickt, aber ich bin auch noch nicht so weit, mir das endgültig einzugestehen.
Als ich noch ein rebellischer Teenager im Dorfidyll gewesen bin und noch weit von der Erkenntnis meiner eigenen Bedeutungslosigkeit und meiner psychischen Probleme gewesen bin, wollte ich die Welt noch vollkommen radikal ändern.
Ich wünschte mir immer, eine Waffe zu besitzen und die Revolution anzuführen, der Che Guevara im Kanton zu sein.
Zwischen den Tannen hätte ich weitere Revolutionär*innen um mich gescharrt, wir hätten unser Lager errichtet und ein Radio gesendet, bis wir genug gewesen wären, um auf Genf oder Basel oder so einen Scheiß zu marschieren, und danach die Weltrevolution.
Ich hab weder die Bücher von Che, noch Marx, Engels oder Lenin je fertig gelesen oder wirklich damit angefangen, aber es war auch egal, weil die unpolitische Jugend um mich herum und die rot-grünen Lehrerinnen, die in den kommunalen Kinos über die “Verbrechen Israels an den Palästinenserinnen” und so einen dummen linksdeutschen Müll diskutiert haben, hatten das ja auch nie wirklich und es war einfach ihnen allen zu imponieren.
Ich war vielen nur als “der Kommunist” bekannt, und obwohl ich nie zu irgendwem dazu gehörte, hatte ich etwas gefunden, worüber ich mich definieren konnte, das war schon etwas.
Als ich später politisch in richtige Bahnen fand, worüber ich ja gottfroh bin, verlor ich irgendwo auf dem Weg den Bezug zu meiner Identität und als ich schlussendlich von dort weg zog, verlor ich sie schließlich vollständig.
Von meiner Vergangenheit wissen heute nur wenige, aber sie interessieren sich ja nicht mal für meine Gegenwart.
Von Monat zu Monat bin ich also weniger radikaler geworden.
Glaubte ich früher noch an den Kommunismus, glaube ich heute nicht einmal mehr daran, dass ich überhaupt noch einmal etwas verändern wird.
Ich kenne Leute, die glauben, es gäbe immer noch die Gefahr eines atomaren Weltkriegs, aber ganz ehrlich, diese Gefahr ist so unglaublich abstrakt und unwirklich, dass sie in Wahrheit doch niemanden mehr wirklich bedrückt, außer vielleicht irgendwelche Hippienazis, die mit ihrer Querfront auf irgendwelchen Ostermärschen rumspringen, während Diether Dehm, dieser unfassbar dämliche Quälgeist das Lied von der Judenhure singt, um zu beweisen, er sei gar kein Antisemit, obwohl jeder weiß, dass er einer ist und die anderen auch alle welche sind, da könnte man mit einem Gewehr in die Menge schießen und würde gar keine falschen Treffen.
Aber vielleicht wissen sie selber es ja wirklich nicht, weil sie so unfassbar dumm sind, dass sie wirklich glauben sie seien die Guten und dann kann man sich ja eigentlich nur wünschen, Trump oder Putin oder egal wer würde endlich auf den Roten Knopf drücken und den ganzen Unsinn für allemal beenden.
Schon seitdem ich ein Kind bin habe ich Probleme mit dem Rücken, einen Morbus Scheuermann hätte ich, sagten die Ärzte und das ist ja mal ein unglaublich langweiliger Name für eine Krankheit, ich meine, ich hätte mir schon was spektakuläres gewünscht, wie Malaria oder Multiple Sklerose, vielleicht die Bluterkrankheit und das wäre auch insgesamt alles besser gewesen und erträglicher, also so eine krumme Wirbelsäule.
Jedenfalls, ich kannte mal einen, der zur Musterung gehen musste, dem haben sie dann in der Ausbildung das mit der Atomgefahr noch eingeprügelt und dann ist er auch auf diese jämmerlichen Friedensdemos marschiert und genau so ein jämmerlicher Mensch ist er geworden.
Über die Friedensbewegung müsste man ja heute eigentlich gar nichts mehr schreiben, weil doch Pohrt in den 80ern schon alles gesagt hat, was man jemals sagen könnte.
Mein Alter war auch so ein Bundeswehrfaschist gewesen, dafür schmort er jetzt hoffentlich auch in der Hölle, der senile alte Sack.
Immer wollte er mir eintrichtern, wie gut seine Jugend unter Adolph gewesen sei und wie sauber “seine Jungs” von der Wehrmacht gewesen seien, dabei war als ich jung war doch schon lange erwiesen, dass die den anderen Deutschen in keinem Bisschen etwas nach standen, was Mord und Vernichtung angeht.
Und dann hat er immer von seinem Wüstenfuchs erzählt, die Schlacht von Al-Alman oder Tobruk und was weiß ich, obwohl selbst der irgendwann erkannt hat, wie schlimm dieses dritte Reich war, aber für meinen Erzeuger war der ein Held wie Heydrich.
Das muss man sich mal vorstellen, sowas erzählte er da, 60 Jahre später seinem Kind und da fragt man sich schon, wieso man nicht alle Deutschen nach dem Krieg erschossen hat, wenn die alle so geworden sind wie er.